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Bunzel-Media > Texte (Journalistisch) > Redigieren 08/22, Burnout-Feature "Wenn Die Flamme Versiegt"

DJA Modul Redigieren

Mehr dazu siehe auf der DJA-Website Online-Lehrgang "Journalismus", Abschnitt "Detaillierte Aufbau. Enthaltene Module"


#Aufgabe Redigierwerkstatt (Ausschnitt)

#3. Dramaturgie

Im folgenden Manuskript für eine therapeutische Fachzeitschrift geht es um Burn-out unter Pflegekräften. Die Autorin schildert anhand eines authentischen Beispiels die Problematik für die Klientel ihres Mediums. Der Text – hier nur das erste Drittel des gesamten Features – zeigt erhebliche Mängel. Analysieren Sie und optimieren Sie:

  • Titel,
  • Vorspann,
  • ersten Satz und ersten Absatz,
  • Übergänge zwischen Absätzen,
  • Struktur,
  • Sprache und Stil.

(30 Punkte)


Zu redigierendes Originalmanuskript (* = anonymisiert), Zitat:

#"Wenn die Flamme versiegt"

"Das Thema „Burnout“ gehört leider zu unserer Arbeitswelt. „Ich doch nicht“ denken sich viele Pflegende – doch für die Kollegin Maria August ist die Diagnose bittere Realität, in die sie hier einen Einblick gewährt. Experten erklären, wie Sie erste Symptome erkennen und rechtzeitig die Notbremse ziehen.

Maria August* war eine Powerfrau. Sie liebte ihren Beruf und gab für Patienten wie Kollegen alles was sie konnte. Sie sprang ein, wenn Not am Mann war, tauschte bereitwillig Schichten, engagierte sich bei Projekten in der Klinik. Zu Hause managte sie mit Links ihre Großfamilie. Die Anerkennung, die sie für all ihr Engagement bekam, machte sie glücklich. Doch immer mehr durstete sie nach Wissen, wechselte auf die Intensivstation, besuchte eine Fortbildung nach der anderen – ließ sich zur Fachkraft ausbilden. Ihr Mann sagte zu Maria: „Du wirst noch mal als die best ausgebildete Krankenschwester ins Grab steigen.“ Dass sie bereits mit wehenden Fahnen dem Abgrund entgegen raste, war niemand bewusst – erst recht nicht Maria selbst. Am 15.07.2004 brach sie zum ersten Mal zusammen. Diagnose: Burnout.

Burnout als Form des Protests

Laut Gesundheitsreport 2010 der Betriebskrankenkassen steigt die Zahl der Krankheitstage von Erwerbstätigen mit psychischen Krankheiten wie Burnout seit dem Jahr 2004 kontinuierlich an. Im Gesundheitswesen gehen 14,4 Prozent aller Fehltage auf das Konto dieser Erkrankungen. Besonders alarmierend ist: Die Betroffenen werden immer jünger. Es sind nicht mehr nur die Mittvierziger, die sich außer dem beruflichen Stress mit Familie oder Scheidung beschäftigen. Schon 20-Jährige haben erste Symptome. Es sind gerade diejenigen, die in ihrem beruflichen Leben alles geben, sehr leistungsorientiert sind und nach Anerkennung streben. Für das nicht objektiv messbare „Burnoutsyndrom“ gibt es viele Definitionen. Dr. Volker Schmiedel, Chefarzt der Inneren Abteilung der Habichtswaldklinik-Klinik, einer Klinik für Ganzheitsmedizin und Naturheilkunde, in Kassel und Autor des Ratgebers „Burnout“ definiert sie so: „Burnout ist eine Form des Protests gegen ein Ungleichgewicht im Organismus. Eine andere Form wäre ein Magengeschwür oder ein Herzinfarkt“. Burnout verläuft schleichend und wirkt sich auf Körper, Geist und Seele aus. Die Symptome reichen von Kopfschmerzen über Entscheidungsschwächen bis hin zu Nervosität und depressiven Verstimmungen. Der Gedanke liegt nahe, dass gerade Pflegende durch die schwierigen Arbeitsbedingungen schnell in dieses Ungleichgewicht geraten. In einer Umfrage auf XXXonline** fragten wir Sie, ob Sie es schaffen, dennoch emotional die Balance zu halten (siehe Umfrage). Von 225 Teilnehmern sagten immerhin 98 Teilnehmer, dass ihnen das nicht gelingt. 27 Pflegende wollten sich nicht festlegen – und 105 sagten, dass sie es schaffen. „Nach außen hin geht es einigermaßen, aber wie es im Inneren aussieht ahnen die Wenigsten“, schrieb eine Teilnehmerin. Wichtig ist, das Burnoutsyndrom nicht mit einer körperlichen Erschöpfung und der Depression zu verwechseln. „Die Symptome haben viel gemeinsam, das Burnout ist eher die Schnittmenge zwischen Erschöpfung, Depression und Stress“, erklärt Dr. Schmiedel. Das Drei-Phasenmodell von Hans Selye teilt den Verlauf in drei Stadien ein. „In der ersten Stufe, der „Aktivierungsphase“, sind die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol erhöht. Die Betroffenen leisten statt 100 Prozent 300 Prozent“, sagt Experte Schmiedel. Die zweite ist die „Widerstandsphase“, jetzt sind die Stresshormone dauerhaft erhöht, der Betroffene macht Fehler, kann sich nur schwer konzentrieren. Im letzten Stadium, der „Erschöpfungsphase“ ist der Patienten völlig ausgepowert. „Viele geraten in eine depressive Verzweiflung bis hin zur Suizidalität“, erklärt der Chefarzt.

Wenn der Bogen überspannt

Auch Maria August hat all diese Phasen durchlaufen – oder besser „durchrannt“: „Die meisten zünden ihre „Lebens“-Kerze nur an einer Seite an. Ich habe sie an beiden Seiten angezündet, in dem Glaube, ich könne so mehr Leistung bringen. Damit habe ich aber meine Möglichkeiten viel schneller verbraucht und die Leistungsfähigkeit sank rasant“, erinnert sie sich. Die Arbeitsbedingungen in der Klinik seien nicht der Grund für ihre Erkrankung gewesen: „Sonst hätten ja alle Pflegende ein Burnout“, betont sie. Viel mehr sind es verankerte Persönlichkeitsmerkmale jedes Einzelnen, die für die Krankheit prädestinieren oder nicht. Bei Maria August war es die Jagd nach Anerkennung. Je mehr Wissen sie sich aneignete, je mehr sie sich für Patienten und Klinik einsetzte, umso mehr Anerkennung bekam sie. „Ich zog mein ganzes Selbstwertgefühl aus meiner Arbeit“, sagt die Pflegende. Jahre lang habe sie nach dem Motto gelebt: „Mein Beruf ist mein Hobby“ und war stolz darauf. Dass dies schon die erste Burnoutphase war, war ihr nicht bewusst. Erst als sie anfing im Stationsalltag Fehler zu machen, Anordnungen vergaß, beim Medikamentenrichten immer unkonzentrierter wurde – und letztlich ihre Familie sich beklagte, dass sie nur noch zum Schlafen nach Hause käme, suchte sie sich Hilfe – bei einer Supervisorin. „Das habe ich aber nur gemacht, um in der Klinik weiter optimal funktionieren zu können.“ Zwei Jahre ging der Plan auf – was die Pflegende nicht merkte: Langsam aber sicher verkümmerten alle Kontakte zu ihren Freunden. Sie verlor den Blick für die schönen Kleinigkeiten des Alltags: An dem dankenden Lächeln eines Patienten konnte sie sich nicht mehr freuen."

(Zitatende des zu redigierenden Originalmanuskripts)


Redigiert eingesendete Textlösung von Thilo Bunzel (ohne Bild), Zitat:

#Marias einziges Hobby war der Beruf - vom Burnout in der Pflege

Pflegerin beim Anrichten von Medikamenten. Hier können Fehler fatale Folgen haben © Foto: Darko Stojanovic, pixabay

Kollegin Maria August ist eine Powerfrau. Sie liebt ihren Beruf, gibt für Patientinnen und Kollegen alles. Sie springt ein, tauscht bereitwillig Schichten, engagiert sich in Klinikprojekten. Kaum ist sie zu Hause, organisiert sie eine Großfamilie. Die Anerkennung, die sie für all ihr Engagement bekommt, macht sie glücklich. Sie will mehr davon: Maria wechselt auf die Intensivstation, besucht Fortbildungen, bildet sich zur Fachkraft aus. Ihr Mann sagt: „Du wirst noch mal als die bestausgebildete Krankenschwester ins Grab steigen.“

Am 15.07.2004 war es fast soweit. Maria brach zum ersten Mal zusammen. Diagnose: Burnout. Diese Diagnose wird für viele Kolleg:innen zur Realität, ohne dass sie vorher merken, dass sie in das Stadium der völligen Erschöpfung eintreten. So wie Maria, die uns Einblick gewährt. Was Burnout ist, wie sie erste Symptome erkennen und was sie dagegen tun können, erklärt Experte Dr. Schmiedel.

#Im Burnout protestiert der Organismus gegen „Ungleichgewicht“

Für das „Burnoutsyndrom“ gibt es viele Definitionen. Dr. Volker Schmiedel, Chefarzt der Inneren Abteilung der Habichtswald-Klinik (Kassel) und Autor des Ratgebers „Burnout“, definiert es so: „Burnout ist eine Form des Protests gegen ein Ungleichgewicht im Organismus. Eine andere Form wäre ein Magengeschwür oder ein Herzinfarkt“. Burnout verlaufe schleichend und wirke sich auf Körper, Geist und Seele aus. Die Symptome reichten von Kopfschmerzen über Entscheidungsschwächen bis hin zu Nervosität und depressiven Verstimmungen.

#Umfrage: Emotionale Balance bei schwierigen Arbeitsbedingungen

Der Gedanke liegt nahe, dass gerade Pflegende durch die schwierigen Arbeitsbedingungen schnell in das von Dr. Schmiedel genannte Ungleichgewicht geraten. Daher wollten wir in einer nicht repräsentativen Umfrage auf XXXonline** von Ihnen wissen, ob Sie es schaffen, die emotionale Balance zu halten. Das Ergebnis:

  • Von 225 Teilnehmern sagten 98 Teilnehmer, die Balance gelingt nicht.
  • 27 Pflegende wollten sich nicht festlegen
  • 105 sagten, dass sie die emotionale Balance halten können.

Eine Teilnehmerin schrieb: „Nach außen hin geht es einigermaßen, aber wie es im Inneren aussieht ahnen die Wenigsten“.

INFO Burnout bei Pflegenden, Tendenz: immer früher und steigend
Laut Gesundheitsreport 2010 der Betriebskrankenkassen steigt die Zahl der Krankheitstage von Erwerbstätigen mit psychischen Krankheiten wie Burnout seit 2004 kontinuierlich an. Im Gesundheitswesen gehen 14,4 Prozent aller Fehltage auf das Konto dieser Erkrankungen. Besonders alarmierend: Die Betroffenen werden immer jünger. Es sind nicht nur die Mittvierziger:innen, die sich außer dem beruflichen Stress mit Familie oder Scheidung beschäftigen. Schon 20-Jährige haben erste Symptome. Das sind Personen, die in ihrem beruflichen Leben alles geben, sehr leistungsorientiert sind und nach Anerkennung streben.

#Maria: Nicht die Arbeitsbedingungen waren es. Es war die Jagd nach Anerkennung

„Die meisten zünden ihre ‚Lebens-Kerze‘ nur an einer Seite an. Ich habe sie an beiden Seiten angezündet, in dem Glauben, ich könne so mehr Leistung bringen. Damit habe ich aber meine Möglichkeiten viel schneller verbraucht und die Leistungsfähigkeit sank rasant“, erinnert sich Maria. Die Arbeitsbedingungen in der Klinik seien nicht der Grund für ihre Erkrankung gewesen: „Sonst hätten ja alle Pflegende ein Burnout“, betont sie. Vielmehr seien es verankerte Persönlichkeitsmerkmale jedes Einzelnen, die für die Krankheit anfällig machten. Bei Maria August war es die Jagd nach Anerkennung. Je mehr Wissen sie sich aneignete, je mehr sie sich für Patienten und Klinik einsetzte, umso mehr Anerkennung bekam sie. „Ich zog mein ganzes Selbstwertgefühl aus meiner Arbeit“, sagt die Pflegende. Jahre lang habe sie nach dem Motto gelebt: „Mein Beruf ist mein Hobby“ und war stolz darauf.

Dass dies schon die erste Phase eines Burnouts war, wusste sie nicht. Sie suchte erst Hilfe, als sie anfing im Stationsalltag Fehler zu machen, zum Beispiel beim Anrichten von Medikamenten immer unkonzentrierter wurde. Die Klage der Familie, sie würde nur noch zum Schlafen nach Hause kommen, gab Maria schließlich den Anstoß, eine Supervisorin aufzusuchen: „Das habe ich aber nur gemacht, um in der Klinik weiter optimal funktionieren zu können.“ Zwei Jahre ging dieser Plan zwar auf. Was die Pflegende aber nicht merkte: Langsam verkümmerten alle Kontakte zu ihren Freunden. Sie verlor den Blick für die Kleinigkeiten des Alltags. An einem dankenden Lächeln eines Patienten konnte sie sich nicht mehr freuen.

#Maria hat sie alle durchlitten: die 3 Phasen des Burnouts

Nach einem Model von Hans Selye unterscheidet Experte Dr. Schmiedel 3 Stufen im Verlauf eines Burnouts. Sie treffen auch auf den Fall von Maria zu:

  1. Stufe, die „Aktivierungsphase“: Die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol sind erhöht. Die Betroffenen leisten statt 100 Prozent 300 Prozent.
  2. Stufe: die „Widerstandsphase“: Jetzt sind die Stresshormone dauerhaft erhöht. Die Betroffenen machen Fehler, kann sich nur schwer konzentrieren.
  3. Stufe, die „Erschöpfungsphase“: Die Patient:innen sind völlig ausgepowert. „Viele geraten in eine depressive Verzweiflung bis hin zur Suizidalität“.

Abschließend betont Chefarzt Dr. Schmiedel, wie wichtig es sei, das Burnoutsymptom nicht mit einer körperlichen Erschöpfung oder Depression zu verwechseln: „Die Symptome haben viel gemeinsam, das Burnout ist eher die Schnittmenge zwischen Erschöpfung, Depression und Stress“.


Erreichte Punkte: 30.